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Jaroszewy - Jarischau - Eberhardsdorf. ( Der Geburtsort meines Vaters. Er liegt zwischen Schöneck und Stargard, ca. 50 Km südlich von Danzig.)      Das Bauernhaus der Schulzens in Jarischau (1968: ein Kindergarten) Am 8. Juli 1995 wurde mein Onkel Werner Otto Schulz - der Bruder meines Vaters - 90 Jahre alt. Es wurde nach Mühlhausen in die Thomas Münzerstr. 47 eingeladen. Mutti, die Schwägerin Hildegard Schulz, geb. Werner hatte sich mit einem Überraschungsgast angemeldet. Das war ich, aber wir kamen nicht zusammen, weil mein Zug in Leipzig zu spät ankam. So holten sie mich einen Zug später am Bahnhof ab. Das war eine schöne Familienfeier. Ich blieb noch ein paar Tage und nahm die Gelegenheit wahr, Onkel Werner über seine Kindheit und besonders über das Leben auf dem Bauernhof in Jarischau zu befragen Wer mit dem Dreschflegel arbeitete, bekam Prozente. Das machte Machewitsch. Er hatte auch etwas Land, das er für sich bebauen konnte. Sonderverträge regelten die Dienstleistungen.  50 bis 60 Zentner Saatgut wurden bis September gebraucht. Im Winter wurde 120 bis 150 Fuder Roggen bzw. Hafer aus der Ernte mit dem Dreschflegel gedroschen. Die Getreidegarben lagerten bis zum Ausdreschen in der Scheune. Später wurde mit dem Roßwerk hinter der Scheune gedroschen, bis es dann den "Breitdrescher" gab, der mit einem Trecker angetrieben wurde. Der Hafer wurde in erster Linie als Futter für die eigenen Pferde angebaut. Das Getreide wurde auf dem Speicher gelagert. Pro Tag wurden für die 6 Pferde und manchmal 4 Fohlen 50 bis 60 Pfund Hafer verfüttert. Machewitsch war der erste Knecht, der sich bei Bedarf bis zu drei Hilfskräfte ranholen mußte. Bis zu Ottos Geburtstag, dem 27. Februar, mußte alles ausgedroschen sein. Danach begann die Zeit des Holz einschlagens. ( Ohne Strauchwerk). Machewitsch mußte zum Backen Holz sägen und spalten. Im Hause wurde mit Torf geheizt. Mädchen haben gemolken. 5 Leute saßen mit der Familie mit am Tisch. Es gab täglich Sierup und Honig. 14 Tage waren nötig, um Dung zu fahren und um zu pflügen. Machewitsch und der Schmied mußten mähen. Dafür bekamen sie Privilegien, zB. die Nutzung der Kuhweide. Machewitsch hatte 5 -6 Männer, die er beaufsichtigte. Die mußten je 2 Morgen Land pro Tag mähen. Frauen haben die Maht geschwartet. Otto oder die Jungens haben gebunden und aufgestellt. Später hatten sie eine Mähmaschine aus den USA, die von 3 bis 4 Pferden gezogen wurde. Die fuhr Otto und die Frauen bündelten. Beim Einfahren hat Otto mit gestakt. Machewitsch hat in der Scheune gestakt. 14 bis 15 Wagen pro Tag. Nach der Roggenernte wurde der "Alte" gefeiert. ( 3? ) Erntekronen und Gedichte wurden gemacht, wenn alles in der Scheune war. Es gab Essen und Trinken. Der alte Pfarrer "Franz" stimmte "Großer Gott wir loben Dich" an. Es gab Bier vom Faß. Die Mäher bekamen 2. Frühstück und von Otto Schnaps. Gerste wurde nur wenig angebaut, sie wurde an die Hühner verfüttert. Erbsen zum kochen und füttern: " - 3 Ztr. Alle Erträge dienten dem Eigenbedarf. Nur Überschüsse wurden an Dahlmann in Schönek verkauft. Für den Ztr. Gab es 10,40 Mk. War es Saatgut, das kaufte für 10,50 Wiechert in Stargard. Kartoffeln, Rüben und Wrucken wurden fürs Vieh angebaut. Im September war der zweite Grasschnitt an der Ferse für Heu auf dem Programm. Frauen harkten das getrocknete Heu zusammen und setzten es auf die Rauten. ( 2 Tage). An 2 weiteren Tagen kam das Heu auf Haufen. Am Tag wurden so 6 Fuhren Heu gemacht. !6 Fuhren Klee wurden für die Pferde benötigt. An die Pferde wurde Hafer mit Hexel und Kleie zugefüttert. Otto hat morgens die Mädchen und den Kutscher selbst geweckt und alles aufgeschlossen. Der Kutscher mußte dann die Pferde putzen. Unter dem Haus waren Kellerräume, in denen die Kartoffeln für die Schweine gelagert wurden. 120 Fuhren Kartoffeln lagen in Mieten.. Auf dem Hof mußten ca. 35 Kühe und 25 - 30 Schweine versorgt werden. Es gab einen Pferdeknecht und einen Kuhhirten. Der Kuhhirte hat auch die Kühe vom Lehrer und Schmied mit auf die Weide genommen. Mit dem "Horn" hat er sie zusammen geblasen.  Zwischen 9 Uhr und 10 Uhr war Zweitfrühstück. Das wurde von Otto gegebenenfalls aufs Feld gebracht oder von den Frauen.  Drei mal am Tag wurde gemolken. Die Milch wurde Morgens und Abends zur Molkerei abgeholt. Die Mittagsmilch wurde auf dem Hof verbraucht. : Es wurde Sahne, Butter und Magermilch für das Vieh hergestellt. Saure Milch wurde zu Quark oder mit gekauften Käselab zu Käse verarbeitet. Der Küchenherd war den ganzen Tag mit drei Feuerstellen warm. Im ersten Weltkrieg wurde ein Mutterschaf gekauft. Das warf 4 Lämmer. Letztlich gab es eine Herde von 10 Schafen. Ansonsten gab es 12 - 14 Gänse, 50 - 60 Enten und 50 Hühner auf dem Hof. Der Dorfteich war für die Enten gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite. Sie waren gekennzeichnet, wußten aber selbst, auf welchen Hof sie gehörten. Dort war auch die Schmiede. Selten trocknete der Dorfteich aus. Ferner gab es einen Taubenschlag mit ca. 50 Tauben und eine Ziege, die den Kindern als Zugtier zur Verfügung stand. Eier, die nicht selbst verbraucht wurden, holte sich ein Aufkäufer mit der Kiepe. Das Eiergeld bekam Mutter. Im Dezember gingen die Eier an das Gesinde. Eier wurden auch für den Winter eingelegt. Ärgerlich war es, wenn der Iltis in den Hühnerstall eindringen konnte. Der saugte den Hühnern das Blut aus. Auch die Falken lauerten auf Beute und die Krähe holten sich gerne die Kücken. Gegen sie wurde eine tote Krähe sichtbar aufgehängt. Füchse gab es auch, vor denen man die Ställe gut verschließen mußte. Zwei Instleute , Hellwig und Warmbier, ( Dienstverpflichtete Mitbewohner) des Hofes von Otto Schulz, später Benno Schulz, haben Körbe geflochten, die sie für 1,50 M / Stück in Schönau verkauften. Sie waren Deutsche. Die Polen Onasch und Briske  mußten für ihre Wohnung 14 Tage auf dem Hof arbeiten oder ihre Kinder mußten Kartoffeln pflanzen. Am Martinstag war Austausch der Arbeitskräfte, d.h. die Arbeiter konnten entlassen werden oder  selber kündigen. Ich kann mich noch gut an Eberhardsdorf erinnern. Als wir das erste mal dort ankamen, abgeholt mit einer Kutsche, begrüßte uns ganz wild ein Dackel. Das machte mir Angst. Um den Hofhund an der Kette mit seiner Hütte vor der Waschküche machte ich zuerst einen weiten Bogen. Bald kannte er auch mich. Im Gebäude der Waschküche war auch die Toilette. Eine Holztruhe, mit einem Loch, auf das ein Deckel als Verschluß gelegt wurde. Das hielt weder den Gestank ab noch die vielen Fliegen und Brummer, die sich auch gern auf den Nackten setzten, was kitzelte. Besonders im Sommer und in warmen Tagen war das kein verlockender Ort. Ansonsten roch es um das Waschhaus herum nach gekochten Kartoffeln, die dort für die Schweine zubereitet wurden und nach Holz, das zum Feuern bereit lag. Hinter der Scheune, die zu den Feldern hin lag, war das Roßwerk. Ein Drehkreuz, vor das ein oder zwei Pferde gespannt wurden, die mit verbundenen Augen im Kreis geführt wurden. Sie trieben so den Dreschkasten an. Bald aber hatten sie einen Tracktor, der offenbar im ganzen Dorf genutzt wurde. Der wurde mit einem Keilriemen mit der Dreschmaschine verbunden. Dreschkasten wie Trecker mußten an den Wänden der Scheune mit Balken verkeilt werden, damit das "Gespann" lief. Lockerte sich ein Balken, dann lief das Band vom der Trommel des Dreschkastens oder des Treckers. Das geschah oft und war ärgerlich. Vorne links neben dem Haus  - getrennt durch die Hofzufahrt - war der Gemüse- und Blumengarten. Quer dazu stand der Schweinestall. Eines Tages kam der Tierarzt. Wir mußten alle im Hause bleiben. Wir sollten nicht zusehen, wie ein Eber kastriert wurde. Für Udo besonders aufregend, weil er schon wußte, wie sich die Tiere fortpflanzten und die Menschen auch. Das Schwein wurde an der Wand mit zwei Beinen nach oben angebunden und schrie schrecklich. Daß der Bulle mit einem Stock am Nasenring geführt zur Kuh gebracht wurde, habe ich dann aber auch erlebt. Ich glaube es gab auch Puten auf dem Hof oder es waren die Gänse, vor denen ich mich in Acht nehmen mußte. Die gingen gerne plötzlich auf uns los. An den Schweinestall schloß sich der Pferdestall an. Danach kam der Kuhstall. Das war ein langes Gebäude, aber mit Zwischentüren. Der Pferdeknecht und Kuhhirte schliefen im Stall oder oben drüber im Heu, bzw. im Stroh. Am Dorfteich war es am interessantesten. Dort beschlug vor der Schmiede der Schmied die Pferde oder er bereifte drinnen hölzernen Wagenräder mit eisernen Reifen. oder er machte andere Schmiedearbeiten. Im Winter oder wenn es regnete und kalt war, saßen wir gerne an der Esse, schauten zu und rauchten Strohhalme. Das Leben auf dem Bauernhof war für mich sehr aufregend und anregend. Ich weiß, daß ich einmal, wieder zurück im Vorstädtischen Graben, nun Bauernhof spielte mit Papphäusern aus alten Kartons und einem Pferdefuhrwerk Vor der Ernte wurden die Leiterwagen in den Dorfteich geschoben, damit das zwischenzeitlich ausgetrocknete Holz wieder quoll und dem Gefährt und den Rädern wieder Festigkeit gab. Im Sommer gingen wir über die Felder an die Ferse und dann nach Schönek Papa entgegen, der übers Wochenende immer zu uns kam. Da er aber als Obmann für den Gau Danzig auch per Bahn gelieferte Lebensmittel in Empfang nehmen mußte, mußte er auch telefonisch erreichbar sein. Es gab aber kein Strom in Eberhardsdorf. Die dann  für ihn gelegte Telefonleitung war der erste Strom. Wenn es dunkel wurde, hörte die Arbeit eben auf. War es ganz dunkel, wurde über dem Eßtisch eine Petroleumlampe angemacht. Das gab etwas Licht. Dabei wurden dann Handarbeiten gemacht und die Männer reparierten die Pferdegeschirre und ähnliches. Wurde die Flamme der Petroleumlampe zu groß gemacht, sprang der Zylinder, war die Einstellung der Lampe nicht richtig, verrußte der Glaszylinder. Er mußte dann Tags drauf gereinigt oder erneuert werden. Im Winter 43/ 44, als wir wegen der drohenden Fliegerangriffe von Danzig nach Eberhardsdorf evakuiert, wurden wir auch mit dem Pferdeschlitten abgeholt. Mutti und wir drei Kinder hatten oben ein Zimmer. In einer Nebenkammer stand ein hölzerner Bügelautomat. Die Mangel. Die Tisch- und Bettwäsche wurde auf Rundhölzer gewickelt, die auf einen langen Tisch gelegt wurden. Darauf kam eine Art offene Schublade, in der Feldsteine lagen. Diese Lade wurde hin- und hergeschoben, sodaß sich unten drunter die Wäsche vom Rundholz ab- und aufwickelten. Dabei würde sie langsam  glatt. Die andere Wäsche wurde mit Bolzenbügeleisen geglättet; die auswechselbaren Metallbolzen wurden im Herdfeuer erhitzt. An Weihnachten sind wir auch zur Kirche gefahren. Das Leuten der Schellen am Pferdegeschirr und das schurren der Kufen, wenn der Schlitten etwas schleuderte, ist mir in lieber Erinnerung. Nur kalt war es auf dem Schlitten. Die vorgewärmten Steine unter den Füßen, wir abgedeckt mit Decken und einem Pelz , wärmten nur eine Tour. Diesen Winter erlebte ich es dann auch, daß die Schwengelpumpe im Hof eingefroren war. - Leitungswasser gab es natürlich auch nicht. - Es mußte in der Küche heißes Wasser gemacht werden. Das wurde dann oben in die Pumpe gegossen. So taute die Mechanik im Brunnen auf. Ich ging dort auch in die einklassige Schule. Der Lehrer kam oft zu uns zum Mittagstisch. Offenbar war das auch eine Art Deputat oder es diente der Kontaktpflege. Schließlich war Benno damals auch der Bürgermeister. Frühjahr 1944 kam unser LKW  mit Holzvergaser. Es wurden unsere Sachen gepackt, dazu eine weiße Kinderkarre aus Holz mit zwei Kindersitzen, die so geklappt werden konnten, daß die zwei Kinder wahlweise sich gegenüber saßen oder Rücken gegen Rücken. Das war wohl ein Geschenk des "Hauses", weil wir damit viel spielten. Mein Vater hatte ein Haus in Danzig - Langfuhr für eine Bäckersfrau zu Ende gebaut. Dort durften wir dafür wohnen.   Ich erinnere, daß ich bei unseren ersten Besuchen gerne auf dem Schoß meines Großvaters saß. Er spielte dann mit mir: "Hempel die Pempel". Das heiß, er wiegte mich im Tackt vor einer Seite zur anderen.. Und dann hieß es "Schubkar": er machte die Beine auseinander und ich sackte ab und zugleich ließ er mich nach hinten kippen. Beim letzten Aufenthalt in Eberhardsdorf, lebten die Großeltern schon auf dem Altenteil. Das heißt, Benno hatte im Dorf eine Wohnung für sie gemietet. (Der alte "Albert Papke" aus Strippau kaufte nicht gerne bei uns. Als die Gebrüder Schulz noch Kinder waren, galt er als der reiche Onkel. Er hatte Ida Löschmann geheiratet, die Schwester von Selma Schulz, geb. Löschmann. Er spielte gerne mit Onkel Ferdinand (Smolinski) - den Vater von Onkel Hugo (Solling) Skat. Onkel Ferdinand war Rektor in Langfuhr. Er war verheiratet mit Gunhilde Löschmann. Dabei forderte Onkel Albert oft gleich im Voraus den Skatgewinn als "Fahrtkosten". Er hatte in Groß Kamin ein Gut. Er lieferte Steine für den Bau von Chausseen. Die Steine ließ er auf seinen Feldern sammeln und im Winter mußten seine Leute die Steine kloppen.) An dieses schöne Leben knüpfen knüpft manch einer der Briefe an. Der zweite Weltkrieg vertrieb uns aus diesem Leben.
(H-E.S. Sept..2007)
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