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Dezember - Botschaft.
Wir Christen brauchen keinen Gott, um unseren Nächsten zu lieben.
Der Schöpfergott des Alten Testamentes hat dem Chaos seine Ordnung verpasst. Er hat
Pflanzen und Tiere geschaffen, die sich jeder nach seiner Art ernähren und vermehren sollen.
Der Mensch der Gegenwart hat mit Hilfe der Naturwissenschaften herausgefunden, dass
diese Naturgesetze nicht überlistet werden können. Sie können sich nur einander ergänzen
und sogar Neues hervorbringen. Das ganze nennen wir die Entfaltung des „Big Bang“ in Raum
und Zeit - und Evolution. Alles ist in Bewegung ohne erkennbaren Sinn oder Moral. Ein
beständiges Werden und Vergehen. - Die Schöpfung in Bewegung gesetzt, hat sich der
Schöpfergott zur Ruhe gesetzt. Nur den Menschen hat er ein wenig zum Herren gemacht,
neugierig, ichbezogen und auf Selbstorganisation angelegt. - Und der Mensch versucht es, sich
auf dieser Erde bequem und schön zu machen.
Der Gott der Väter, ist ein eifersüchtiger Gott. Er hat sich ein Volk ausgesucht, ihm Vorrechte
über fremde Kulturlandschaften gegeben. Er hasst alle fremden Völker und führt Krieg gegen
sie mit starkem Arm. – Und der Mensch ist sein natürliches Ebenbild.
Der Gott des Moses hat seinem erwählten Volk Gebote zum Selbstschutz seiner Kinder
voreiander gegeben. Bei Ungehorsam des Volkes, ja bei Untaten eines einzigen
Volksmitgliedes, straft er das Volk mit Dürren oder mit kriegerischen Überfällen durch fremde
Völker. Er lässt sein Volk in die Verbannung führen oder zerstreut es in alle Welt, bis es
einmütig und zur Gänze reumütig zu Gott zurückfindet. - Er kann aber auch gnädig sein, wenn
es ihm beliebt.
In Jesus von Nazareth haben aber Christen einen Menschen gefunden, - ihren Heiland, der
Schluss macht mit Hauen und Stechen, mit Bevorzugung und Bestrafen. Er lehrt uns in
unserem Nächsten uns selbst zu sehen, mit eigenen Schwächen, Träumen, Existenznot und
Lust auf Leben. Er lehrt uns jeden Mitmenschen uns gleichwertig zu sehen, ihn als dem
höchsten wie uns selbst zu dienen, einsichtig zu sein und vergebungsbereit. Das sei unser
Gottesdienst.
Vielleicht hat diese Liebe ihre Wurzel in der Mutterliebe (zu ihrem), die Ihren Säugling
umsorgt bis zu seiner Selbstständigkeit. Der Schwache soll durch uns eine Chance bekommen,
so stark zu werden wie wir es sind. Zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein, ist die
evolutionäre Weisheit des Jesus von Nazareth.
Dass dieser Mensch symbolisch in einer Krippe als schutzloser Säugling geboren wurde, zeigt
jeder neue Tag: So segensreich sich die Nächstenliebe vielerorts erweist, sie wird von der
ungehobelten Menge noch immer mit Füssen getreten. - Habt einen langen Atem liebe
Schwestern und Brüder.
Wir Christen brauchen keinen Gott, sondern nur unseren Bruder, der sich ans Holz schlagen
ließ.
(H-E.S. 23.11.2012) Siehe auch:http://marless.de