Danzig
1937 wurde ich in Danzig geboren.
Ich bin der Sohn eines selbständigen
Lebensmittelgroßhändlers und einer
bürgerlichen Hausfrau. Beide hatten
kein Abitur, taten aber alles, damit wir
drei Geschwister über ein Abitur zu
dem jeweils vom uns gewünschten
Studium kamen.
Ich hatte ideale Eltern in einer
schweren Zeit (!945 - 1960 ). Sie
respektierten sich, sie sprachen
miteinander und hörten einander zu.
Differenzen wurden in Aussprachen
gelöst.
Das wirkte sich auch auf uns drei
Kinder aus, deren Gezänk und
Streitereien sie mäßigend begleiteten.
Kinder streiten, Erwachsene reden
miteinander. Das war meine
jugendliche Welt.
(H-E.S.5.11.10.)
Quellpunkte meines Lebens.
Das dritte Reich.
Es hat tiefe Spuren in mir
hinterlassen. Onkel, die als Soldaten
am Krieg teilnahmen und die alle
eine Gefangenschaft erlebten, wenn
sie nicht gefallen sind oder bis heute
vermisst sind. Die persönliche
Fluchterlebnisse sind umrahmt von
denen meiner Cousinen und Cousins.
Flüchtling sein, hieß auf Hilfe
angewiesen sein, aber auch sich in
der Fremde zu behaupten und
heimisch zu werden. Ich hatte die
verlorene Heimat immer im
Gedächtnis und im Sinn. Das Grauen,
das andere erlebten, führe ich mir
immer wieder vor Augen - in
Dankbarkeit, selbst so viel Glück
gehabt zu haben. Was da geschehen
ist - es soll nie wieder geschehen -
nirgendwo - ohne meine
Anteilnahme. Die Wiedervereinigung
der beiden Nachkriegs - Deutschland
hat mich sehr bewegt. Der Verlust des
Deutschen Osten bleibt mir
schmerzhaft.
Stockelsdorf.
In Stockelsdorf konnte ich mein Leben
entfalten. Ich hatte gelernt, aus allem
immer das Beste zu machen, mich nach
der Decke zu strecken. Für andere da zu
sein aber auch selbst am Leben Freude zu
haben, gelang mir.
Meine erste Pfarrstelle war
Büchen in Lauenburg ( 1967-1972). Auf
den umliegenden Dörfern Hausbesuche zu
machen, wie auch im Ort selbst, wurde zu
einer existentiellen Grunderfahrung.
Die folgenden 6 Jahre war ich mit zwei
Kollegen in der Kreuzkirchengemeinde zu
Lübeck tätig. Hier lernte ich
Gemeindeveranstaltungen zu
organisieren, Öffentlichkeitsarbeit zu
betreiben.
!978 kam ich nach
Stockelsdorf. Eine bürgerliche Kommune
im Aufbruch. Die Zusammenarbeit mit
einem frisch gewählten Kirchenvorstand,
der überwiegend mit berufstätigen Damen
und Herren besetzt war, ermöglichte den
Bau eines Gemeindezentrums Es steht
allen Vereinen und Bürgern offen und
bietet viele kirchliche Aktivitäten an.
Selbstständige und eigenverantwortliche
Mitarbeiter, - fest angestellt und
ehrenamtlich - wirken in fast alle
Familien hinein.
Ich bin stolz, Pastor der Nordelbischen
Evangelisch - Lutherischen Kirche zu
sein. Hier haben Kirchengemeinden einen
Stellenwert, werden von den
Verwaltungen gut unterstützt. Als Pastor
habe ich mich immer frei und
selbstverantwortlich gefühlt
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