Briefe der Weggefährten von Omi Werner.
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Ihr Sterbetag 11.5. 47.
Ruppertsgrün,d.14.4.48.
Juni 46.
Liebe Frau Schulz.
(Ein aufgeklebtes Passbild.)
Endlich von Ort u. / Stelle, die uns unsere /
liebe
Heimat ersetzen / soll, übersende Ich Ihnen mein kleines Andenken an Ihr totes / Mütterchen. Frau Marta
Wundram / hatte mir wohl versprochen alles / zu bestallen Allein, Ich habe noch einige / gute Photos durch
bekommen und sobald / Ich von Ihnen Nachricht erhalte, daß Sie / liebe Frau Schulz dieses Kärtchen / erhalten,
übersende Ich Ihnen das / Übrige. Wieviel lieber es mir gewesen / wäre, mit Muttchen Werner gemeinsam /
nach Deutschland zu fahren könnte. Sie // sich wohl vorstellen, / Denn wir waren Leidens- / gefährten, einer
schützte (schätzte ?) hier / einen andern. Aber Gott hat / es anders gewollt. Ich habe / Sie seiner Zeit
benachrichtigt / leider haben Sie wie Ich von / Wundrams erfuhr, nichts bekommen. / Sobald Ich Nachricht von
Ihnen habe, / schreibe Ich Ihnen ausführlich Mit tiefen / Bedauern grüßt Sie u. die Lieben Ihre
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18.5.48
Sehr geehrte Familie Schulz
Heute möchte ich Ihnen mal wieder einen Brief zukommen lassen. Vor einem Jahr habe ich es auch schon getan,
doch wahrscheinlich ist mein Schreiben von Ostpr. aus verloren gegangen, da ich keine Nachricht zurück
erhalten habe. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich die heilige Pflicht übernommen, Ihnen von Ihrer Frau
Mutter u. Omi der kleinen, Frau Luise Werner Grüße zu übermitteln. Frau Werner ist am 11. Mai vergangenen
Jahres für immer eingeschlafen und am 13. Mai beerdigt worden. Ich sprach Ihnen zu dem Verlust Ihrer Frau
Mutter ein herzlichstes Beileid aus, da ich Frau Werner sehr gut kannte und aus den Briefen ersah, wie ihre
Kinder und alle Verwandten ihr Eintreffen in Deutschland kaum erwarten konnten.
Nun hätte noch alles gut werden können. wenn der Transport ein Jahr früher gefahren wäre. Grund zum Ende
war ja nur die schlechte Ernährung. Frau Werner und ich wohnten vom Juli 45 bis zum 27. März 46 zusammen
in einer Wohnung von Königsberg. Im März 46 zog ich nach Willenburg und fand dort bei den Russen gute
Arbeit u. auch mein Essen. Weil ich mich mit Frau Werner immer gut gestanden habe, wollte ich sie auch dort
unterbringen. Ihre Frau Mutter hatte Angst, schwarz dahin zu machen. Wir haben uns dann immer noch in
Abständen besucht. Ich konnte ihr öfters eine Freude machen und war immer ihr "Sonnenschein".
Überglücklich war dann Frau Werner, als die erste Post von Deutschland kam u. dazu soviel. Von da an lebte
Frau Werner auf, voller Hoffnungen, die Reise nach Deutschland und das Wiedersehen mit den Kindern u.
Angehörigen. Da ich Angehörige alle vermisse, so wollte mich Frau Werner einfach mit zu Ihnen nehmen.
"Meine Kinder sind genau so gut wie ich" sagte Frau Werner oft strahlend. "Die werden Sie schon alle kennen
lernen!" - Doch der Sommer ging auch zu Ende. Frau Werner zog noch um zu einem Ehepaar Krüger , mit dem
sie bis zum Schluß gemeinsam ein Zimmer bewohnt hat. Im Dez.46, es war gerade nach Weihnachten, war Frau
Werner zu mir nach Willenberg gekommen. Ich arbeitete damals gerade als Wirtin bei einem Pottgollkownick.
Wir verlebten gemeinsam einen ganz gemütlichen Tag u. am nächsten Morgen fuhr Fr. Werner wieder ab. 2 Tage
später wurde mein Chef nach Schönfließ versetzt u. ich war wieder arbeitslos. Unsere nächste Verabredung
konnte ich nicht einhalten, da ich für die Reise nicht Lebensmittel hatte, außerdem keinen Paß um mit der Bahn
zu fahren. Als ich nach einigen Wochen zur Fr. Werner fuhr, da ist sie elend u. kaum wieder zu erkennen . In der
Zwischenzeit war Fr. Werner äußerst erkrankt. Ich bin dann gleich zum Markt gegangen und hab ihr etwas
gekauft, doch wie weit reichte das schon? Immer ein kl. Scheibchen Butter 10 Rubel u. überhaupt alles teuer.
Und damals hatte sich Fr, Werner richtig erholt, doch nach dieser Krankheit ging es schnell bergab. Fr. Werner
schrieb mir noch den selben Tag alle Adressen auf von ihren nächsten Angehörigen u. ich mußte versprechen,
wenn sie Deutschland nicht erreicht, alles zu berichten. Wir haben uns dann noch öfters getroffen. Fr. Werner
ging wieder schon zum Markt und verkaufte Geschirr und Kleinigkeiten. Doch die paar Rubel langten nicht hin
nicht her. Da hörte ich dann jedesmal beim Abschied: "Aufwiedersehen, ich glaube, das wird heut zum letzten
Mal gewesen sein. Vergessen Sie nicht, in Deutschland meine Kinder zu grüßen u. Ihnen mein kleines vielen
vielen Dank für die Lichtblicke, die Sie mir jedesmal gebracht haben.
Am 7. Oder 8. Mai war ich dann wieder in Schönfließ wegen meines Passes. Und Frau Werner war zum letzten
Mal, wo ich es weiß auf dem Markt um zu verkaufen. Die Einnahmen des ganzen Tages waren wenig und so
kaufte ich für uns beide für meine restlichen Rubel was zu essen. Fr. Werner freute sich sehr u. wollte sich
erkenntlich zeigen. Ich solle mir aussuchen und mitnehmen, sie könne nicht mehr auf den Markt, es wäre zum
letzten Mal. Ich ließ mich aber nicht überreden u. sagte, ich nehme nichts. Darauf hin reichte sie mir 4
Knöpfchen mit der Bitte, sie als Andenken anzunehmen. Und wieder küßte sie mich u. verabschiedete sich von
mir wie die letzten Male. Eine Woche später fand ich keine Fr. Werner mehr. Frau Krüger berichtete mir dann
noch von den letzten Tagen und überreichte mir die an mich vor dem Sterben geschriebenen Briefe, ebenso eine
Tasche mit folgendem Inhalt: 4 Stücke Silbergeld (a 5 M ) u. 5 M vom alten deutschen Geld, eine Karte für
Briefmarkensammler u. an Frau Werner gerichtete Briefe, sowie ein paar Photographien. Dann noch ein rotes
Buch von Schiller "Schillers Werke II" Theateraufführungen, was für den Enkelsohn bestimmt sein sollte. Die
ganze Tasche mit den Briefen, u. Geld usw., sowie der Brief u. ebenfalls ein schönes Buch von mir wurde mir in
Königsberg auf dem Bahnhof abgenommen. Die Photographien hatte ich mit meinen Bildern zusammen
versteckt, so wie das Blatt mit den Adressen, es ist nicht gefunden worden. - So jetzt wäre wohl alles berichtet.
Hat Frau Krüger schon geschrieben? Ich glaube, sie ist schon im Herbst aus Königsberg heraus gekommen. Ich
bin erst heute den 4. Tag hier in neuer Heimat. Wären nicht die Zonengrenzen, wär ich zu Ihnen selbst
gekommen und hätte alles berichtet. Ich kenne Sie schon etwas durch die Photographien, die mir Fr. Werner
gezeigt hatte. Im nächsten Brief sende ich Ihnen die Bildchen, die ich habe, zu. Jetzt wird der Brief evt. Zu
schwer.
An Fam. Werner Schulz und Familie Lewald wollen Sie bitte über den Tod von Fr. Werner die Nachricht
schreiben. - Nun habe ich noch eine Bitte. Meine Mutter , meine beiden Schwestern u. 1 Bruder leben
voraussichtlich noch. Doch ich weiß nur nicht recht, wie ich am schnellsten mit ihnen in Verbindung kommen
kann ? Gibt es irgendwo Listen, wo man dann selbst nach geflüchteten Ostpreußen suchen kann. Von der
Suchstelle Berlin, an die ich mich schon gewandt habe, habe ich bis dahin noch überhaupt keine Nachricht. Wie
macht man es nur am besten? Ich habe seit 3 1/2 Jahren keine Angehörigen. Mein Mann ist bei Leningrad 44
gefallen u. nun treibt man sich ganz allein herum. Wir sind ja sonst vom ganzen Transport untergekommen, doch
wo sind die Angehörigen? ( Um ) Für einen guten Rat wäre ich sehr dankbar.
Nun grüße ich sie alle, wenn auch unbekannter Weise auf´s herzlichste!
Baltruschat.
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Ruppertsgrün d.26.5. 1948.
Liebe Frau Schulz!
Durch Ihr liebstes Muttchen kenne Ich Sie sehr gut, denn wir / beide, wenn wir allein waren, sprachen von nichts
anderem, / als von unsern lieben Kindern, die wir doch beide in einer großen / Angst und Zerrissenheit wussten,
denn wir bangten ja selbst / und jeder wußte, daß einer wie der andere in steter Lebens- / gefahr schwebte. Bis
ich dann im Juni oder Juli 46 die erste Nachricht / von Ihnen in Muttchens Hände legen konnte, das war ein
Freuen und Drücken. Ich selbst ging oft bis nach der Hermann Allee / zum einzigen Postamt, habe manches, was
ich selber nötig brauchte / in unwürdige Hände gesteckt. Nur um Nachrichten von den Meinigen / zu erhalten,
rannte viel vergebens, bis ich dann im November / 46 die erste Nachricht von meiner liebsten Tochter erhielt.
Die war im / Wartegau mit ihren beiden kleinen Kindern, damals 10 u. 1 ½ jährig, hat nur / die große behalten,
die kleine starb Ihr schon am 3.2.45 auf der Flucht im Schnee, / mit den Händen eingescharrt und liegen lassen,
das war bitterhart, aber / die Angst vor den Horden war zu groß. Sie landete dann im August 45 in der /
Uckermark. Stand so wie sie war gänzlich ausgeplündert und / ausgezogen. Jetzt hat sie mich mit der Kleinen
besucht. Von Ihrem Mann,/ der als Hauptmann in Kroatien stand, hat Sie bis jetzt kein Lebenszeichen / und nun
schaut Sie schon wieder aus andern Augen, sehen beide gesund / aus, aber die Narben, die der Krieg schlug,
bleiben. Jedes ungerade Wort treibt / Tränen in die Augen und sind tot für alles Schöne, das um uns ist. / Gott
gebe, dass wohl ein Zeichen von Ihm kommt, dann wird noch alles / gut. Sie ist noch jung, 29 Jahre, und hat das
herzige Kind. Nur Schade, dass mich / das Schicksal so weit ab getrieben hat, denn die Reise bis unten ist / sehr
beschwerlich auch teuer. Ich hatte Ihr alles, was wir gerettet hatten, 195 M / geschickt. Das ist drauf gegangen,
denn alles geht hier nur mit Bestechung, / wie dort, bei uns auch. Selbst die Zullassungskarte für den d. Zug. /
Hart habe Ich gekämpft, dort oben in Deutschland zu bleiben aber es half nichts. Jeder / mußte bleiben, wo er
hingeschickt wurde, es sei denn, dass Sie //
mit Zuzugsgenehmigung abgeholt würden. Aber das traf ja bei uns / nicht zu, denn alle meine Verwandten
waren alle Ostpreußen und / stehen genau alle so da wie ich. Und von den Verwandten meines / Mannes, die hier
alle im Krieg in Berlin und Umgebung saßen, ist. / nichts zu erwarten. Die haben selbst alle Angst ums
verhungern. / Und ich will auch von niemanden was haben, dann brauche / Ich mich nicht zu arrangieren. Ich
habe Sie zwar alle im Krieg / unterstützt, denn Ich selbst arbeitete in der großen Fleischkonserven- / fabrik
Banaski im Privathaushalt. Hatte folglich alles was Ich nur / brauchen konnte, aber das haben alle vergessen.
Nun sollen / Sie: der liebe Gott hat meine Hand noch nie geleert und wenn / ich das letzte gab, und nicht wusste
was nun, so war bald wieder / alles klar und das Leben ging weiter. Wie hätte Muttchen Ihnen / so gern erzählt,
wie wir beide das Leben meistern wollten / und doch so oft kläglich Schiffbruch erlitten, weil ja die Menschen
so ganz anders / waren, wie man erwartete. Wie oft legten wir die letzten / Rubel zusammen, um einer Mutter
mit 4 Kindern die Möglichkeit / zu geben, durch zu kommen. Wir sahen Frau u. Kinder sterben / mit Ihnen
unsere Rubel und allem was mancher noch gab. Ebenso / viele klopften bei uns an und wir beide leichtsinnige
Hühner / die selber nicht aßen, gaben und gaben. Da half kein Schimpfen / meines Mannes. Wenn wieder
jemand kam, waren wir / schon wieder bereit, denn das Herz ging immer mit uns durch / Ihr liebes Muttchen
brauchte bestimmt nicht dort geblieben zu sein / hätte Sie nicht so viel von sich gegeben. Da waren so viele, die
die / Gutmütigkeit Ihrer lieben Mutter ausnutzten. Und manchmal / habe Ich geschimpft. Aber Ich war eben auch
zu weich. Aber kaum / wurde ich härter, dann immer sah Ich Muttchen weinen / und ich ließ nach. Das frißt. Ich
hatte auch nicht mehr viel denn / mein Mann wurde ja damals auch Invalide und wir
II
// bekamen von niemanden was. Also liebe Frau Schulz, Sie / werden gewiss denken, nun das will ich nicht
wissen. / Ich will wissen, wie es Muttchen ging. Das will ich Ihnen / jetzt berichten. Ich schreibe mit Blei, aber
Ich hoffe, doch, dass / Sie es lesen können, denn es gibt nur Glashalter und / damit können wir Alten nicht
schreiben.
Liebe Frau Schulz! Am Oster- Heiligen Abend 46 kam Ihre liebe / Mutter mit einem Herrn Kerwien und Frl.
Senta Döring vom Woditter(?)Weg nach Lämmerweg 27 gezogen. Ich selbst / wohnte im Gartenhaus, aber auch
27. Ich kannte Ihre Frau Mutter / damals noch garnicht. Wir lernten uns allmählich kennen. Ich selbst / arbeitete
damals noch nicht und saß viel im Garten und habe / genäht und für Russen gestrickt. Da kamen wir so ins
Gerede, / lernten wir uns lieben und schätzen. Muttchen strickte auch / und wir haben beide viel zusammen
gesessen und gesungen / denn Muttchen hatte noch Ihre schöne Stimme behalten und die / meinige ist auch nicht
übel. Da haben wir manchem verzagten / und gebrochenem Herzen Kraft und Erbauung gebracht. Das brachte /
uns näher und näher. Dann mußte Muttchen, die mit Senta Döring / damals ein nettes großes Zimmer hatte, noch
eine Frau aus Posen / aufnehmen. Anfangs war sie gut. Sie war 17 Jahre alt und hatte mit / einem Schlag Mutter
und drei Geschwister verloren. Das stimmte uns / beide weich. Denn sie selbst war auch durch eine schwere
Krankheit / gegangen. Muttchen hat für Sie gesorgt, wie für Ihr eigenes Kind / und das Essen gab Ich Ihr. Das
ging alles gut, bis Sie gesund war. Da hat / Sie sich mit Senta Döring zusammen getan und Sie ärgerten
Muttchen, / wo Sie nur konnten. Sie arbeiteten beide bei einem Bautrupp und / Muttchen hat oft genug das ganze
Zimmer allein sauber gemacht und / gut geheizt. Wenn Sie müde und erfroren waren, fanden Sie eine / heiße
Suppe, die wir gemeinsam gekocht hatten. Aber Undank ist der // Welt Lohn. Das sollte auch Ihr liebes Muttchen
erfahren. Da wohnte / im Nebenzimmer eine Frau Unruh mit einer Pflegetochter. Die hielt / das Kind von 12
Jahren zum Stehlen und einbrechen an. / Die mußte dann, wenn wir beide zum Bazar waren, / einbrechen und
alles auf Muttchens Rechnung. Da entschloss / Sie sich kurzerhand und ging auch zum selben Bautrupp. / Nun
konnte niemand mehr sagen, Sie nahm was. Sie arbeite / 3 Monate dort . Aber Geld hat Sie dafür nicht
bekommen. Und / mußte sich noch sehr plagen, um Rubel zu schaffen, die / paar Produkte von der Karte und das
Brot zu kaufen. / Ich selbst riet Ihr ab. Da im Oktober 46 wurden wieder mehr deutsche / zusammen getan. Ich
sollte mit meinem Mann das große Zimmer räumen / und 3 Personen wollten einziehen. Da sagte mein Mann,
Frau Werner / geht ja nur noch dort schlafen, so nehmt Ihre Sachen hier her und wir / sind dann drei und bleiben
hier drin. Und so gelang es auch / Von da hatte Muttchen es gut u. die beiden zogen auch auseinander / und es
ging abwärts mit Ihnen. Ich selbst ging damals viel im Geltauer / Wald 11 Kilometer hin, 11 kilom. zurück, nach
Pilze und Kartoffeln sammeln. / Muttchen hat die Wirtschaft versorgt. Auch kam Muttchen 24 Kilometer / mit
mir mit zu meiner Schwester aufs Land, da holten wir uns / auch manches zu essen. Und wären wir nicht so
leichtsinnig damit umgegangen, wäre vielleicht doch nicht das Ärgste geschehen. Denn Ich / hatte im Dezember,
als wir aus Medeickim kamen, dem Ort wo / meine Schwester mit Ihrem Mann wohnte, da hatte Ich 6 Zentner /
Kartoffeln. Denn mein Mann bekam jeden Tag von einem / Russen 10 Kilo und 3 Zentner von Medeickim. Ihr
Muttchen / selbst hatte 80 Pfund von meiner Schwester bekommen. Aß damals / viel mit mir und sage u.
schreibe im halben Januar 47 hatten //
III
Wir die Kartoffeln alle, der harte Winter dazu. Holen konnte Ich / keine. So hatten wir ordentlich zu tun, dass wir
satt wurden. / Wir kauften Körner und hatten uns viel Eicheln gesammelt. Es waren in dem Jahr eine Unmenge
gewachsen. Es machte / viel Mühe, sie essbar zu machen, aber wir schafften es. Wundrams / hielten durch u.
Ihre Mutter wurde elender und elender. Da / half kein schelten, ein Stück nach dem anderen mußte verkauft
werden. / Und wenn Sie selbst gegessen hatte, alles wurde fortgeschafft, Und was das / traurige war, auch
genommen. Herr Wundram war in einem Großmagazin Wächter für die Russen. Der hatte da wieder am Knie
eine / große Entzündung, das war im Januare 47. Da half Muttchen Frau W. / Ihren Mann ins Krankenhaus zu
bringen! Frau Wundram übernahm, um Ihrem / Mann die Stelle zu sichern, sein Amt und wurde dann Nacht für
Nacht / von diesen gemeinen Hunden vorgenommen. Kam dann morgens früh / zu uns gebrochen an Leib u.
Seele, war drauf u. dran / sich das Leben zu nehmen. Da gaben wir dann beide wieder / her, was wir nur
konnten, um Ihr das Leben wieder lieb / zu machen. Ihrem Mann konnte Sie das nicht sagen. Da rief am / 15.
Februar 47 die litauische Bahn- Gesellschaft auf zum Schneeschippen. 300 / Gramm Brot, 50 Gramm Fisch, 50
Gramm Hafermehl, 20 Gramm Zucker, 20 / Gramm Fett Tagesration auch noch 10 Rubel d. T. Das zog
Muttchen zu sehr. Ich schimpfte, bleibe / zu Hause. Ich selbst holte alleine von weither das Holz. Mein Mann
machte / es alleine klein und brachte es rein, nur um Ihr die warme Stube / zu sichern. Denn Sie litt sehr unter
der Kälte. Sie war dann / ganz erstarrt. Und konnte kaum sprechen. Und was rechtes warmes / hatte sie auch
nicht anzuziehen. Da hatte Ich Ihr schon meine Holzschuhe, / warm gefüttert, gegeben, wenn Sie mal zum Bazar
ging. / Nun wollte Sie pardu zum Schneeschippen. Ende Februar, an einem Sonntag, nahm Sie Ihren Marktkorb
und ging zu Wundrams. // Ich sagte noch: aber ja nicht heute bei dem Unwetter auf den Bazar. / und noch dazu
leicht angezogen keinen Mantel an, nur die / Soldatenjacke. Ich kuckte und kuckte. Muttchen Werner kam /
nicht. Bis dann um 2 Uhr. Nachmittags Frau W. kam und / sagte, Luise ließ sich nicht halten. Sie ging mit
mehreren Frauen / zum Schneeschippen. Ich dachte, mich schlug der Blitz. Denn gleich kam / mir der Gedanke,
das wird Ihr Tod. Denn Ich kannte dieses / Rumstehen bei den Russen in solch einem furchtbaren /
Schneegestöber. Warm zu arbeiten ist da nicht. Dann treiben / Sie bloß so hin u. her. Und Ich kannte auch
Muttchens Natur / u. Ihr Herz. Dann machte ich starken Bohnenkaffee und legte / mich auf die Lauer. Denn Ich
wusste, dass Sie so gestellt würde sein, / dass Sie keinen Schlüssel konnte drehen. So gedacht. So geschehen. /
In der Dämmerung kam Sie, nischt hatte Sie gekriegt, das sollten Sie erst den anderen Tag bekommen. Auch
eine / Taktik von diesen Menschen, um sich so Arbeitskräfte / zu halten. Das verfluchte “saftra“ . Das heißt,
“Morgen” hat / manch einen zur Strecke gebracht. Und oft u. oft kam / dieses Saftra u. “pastelsaftra” -
übermorgen- nie. Da konnte man arbeiten / das man zusammenbrach ohne Geld und ohne Suppe. Es gab ja
mitunter / auch Ausnahmen, aber die waren mit Licht zu suchen. Dann ging / Muttchen auch noch mehrere Tage
. Hat auch manchmal was bekommen. / Aber was Ich gedacht hatte, traf ein. Eine furchtbare Erkältung mit /
Husten, Niesen und Schnupfen, mit ganz furchtbarem Durchfall und / Erbrechen setzte ein und im Krankenhaus
wurde Sie nicht aufge- / nommen, weil eben nicht Fieber war. Ich habe Sie gepflegt so gut / Ich konnte. All Ihre
lieben Freunde hatten Sie verlassen. Frau Wundram selbst //
IV
war auch krank und hatte damit zu tun, Ihren egoistischen Mann satt zu / kriegen. Am 10. März 47 war es so
schlimm, da verlangte Sie das heilige / Abendmahl. Ich ließ die Vikarin kommen, denn unsere beiden tapferen /
Pfarrer, die bei uns geblieben waren, hatte man ermordet, und diese / schwache kleine Person war uns vom
lieben Gott erhalten und hat vielen / von uns Kraft und Hilfe gebracht. Ich hatte kein Krümelchen Brot mehr,
wohl aber noch / zwei Löffelchen Mehl. So wurde das Brot Gottes auf der Pfanne gebraten, gesegnet / und wir
beide nahmen zusammen das heilige Mahl. Was über war, wurde / zum Segen für andere Kranken. Luise war
ganz klar. Sie sagte Frau Vikarin: / Ich werde gesund, denn es sind gesegnete Mutterhände, die dieses Brot
bereiteten / und wer Sie sah, sagte nur, Frau Krüger geben Sie sich keine Mühe. / Die lebt nicht lang. Wundram
kam. Nu, Nu die Luise macht nicht lang, die / Holzschuhe, die Tassen und die Teller möchte Ich. Nee, Nee sagte
Ich. Herr W. / erstens lebt Sie noch, zweitens wird Sie leben und drittens sind die Holzschuhe / meine. Luise
hatte es verstanden und noch oft haben wir darüber gelacht / denn was ich gesagt, traf ein. Muttchen wurde
wieder gesund. / Allerdings mußte der gute Mensch daran glauben. Aber Sie erholte / sich. Wenn nur nicht
damals alles so teuer gewesen wäre und die / verfluchte Sperre, hätte ein gesetzt, dann hätte Ich es doch
geschafft, Sie / ins Reich zu schaffen. Dann war es wieder sehr schwer, was zu / beschaffen. Inzwischen war es
Mai geworden und etwas wärmer. Da wurde Sie schwächer und schwächer. Mein Mann wurde arbeitslos / und
krank. Da brachte Sie sich abgekochte Kartoffelschalen von / Wundrams mit, die waren schon ganz schwarz.
Ich schimpfte, iß Sie / nicht. Eine Verwandte brachte mir noch billigen guten Hafer. Ich gab Ihr / ab. Iß, wenn
alle ist, wird Gott weiter sorgen. Nein, Sie aß / das stinkende Zeug und bekam dann diesen entsetzlich /
stinkenden Durchfall. Dann war kein Halten mehr. Dann versiechen / die Menschen, wie der Schnee in der
Sonne. Ich habe es / Gott sei Dank nicht mit gemacht. Aber mein Mann mehrere Male // Schon am 11 März, als
Sie so sehr krank war, hatte Sie an Sie , liebe / Frau Schulz und zugleich an alle Ihre Lieben einen
Abschiedsbrief / geschrieben. Den mußte Ich erst abschicken, bis Sie Ihre lieben Augen / geschlossen hatte. Ich
durfte Ihn lesen. Ich lachte und freute mich, dass Ich / Ihn damals nicht abschicken durfte. Denn Sie hätten mit
Ihrem lieben / Mann bestimmt ein Altersheim einrichten müssen, denn gar so / viele hatte Sie Ihnen ans Herz
gelegt. Dann kam das Furchtbare / doch. Ich schickte Ihn am 15. Mai 47 ab, als Ich vom Friedhof kam. / Also
am 8. Mai wollte Ich noch mal versuchen und Sie ins Kranken- / haus zu bringen. Vergebens. Sie hatte sehr
geschwitzt. Ich hing Ihr / großes Deckbett mit Bezug u. allen Kissen u. Steppdecke raus. Und / sag noch
Luischen pass aber auf, du weißt die Unruh. Die Ursel war inzwi- / schen schon tot. Ich lief zum Reichart, das
war unser Heilgehilfe und / seine Frau die zuständige Schwester und wollte paar Tabletten für / den Durchfall.
Ich komme, kaum 10 Minuten weg, zurück, alles fort, na / nu sie liegt auf meiner Chaiselong. Na, Muttchen hast
das Bett denn / wie alles fort. Das gab Ihr den Rest. Sie konnte kaum noch / auf den Beinen stehen, wollte, Ich
sollte Sie an Vati seins Grab bringen / zum Sterben. Da mußte Ich arg böse werden. Sie wollte nichts mehr /
essen und trinken vor Angst für den Durchfall. Wohl hatte Ich nun / zwei damit liegen, aber Gott gab mir Kraft.
Und ich hatte den / besten Willen dazu, aber es ging nicht. Wundrams auch alle beide sehr / elend und krank. Da
hatte Sie noch immer 10 Rubel liegen und den / Hafer, den Ich Ihr schenkte und bischen Eichelmehl und Kaffee.
Da / bat sie so lange, bis Ich zwei Brötchen kaufte und alles nahm und / zu Wundrams trug. Sie selbst aß fast
nichts. Aber am 11. Mai / war sie so sonderbar, da wollte Sie selbst alles essen, was sie sah. Ich / gab Ihr alles. 1
Eichen. Frische Brötchen. Pellkartoffeln, mein Mann / hatte seinen Rest von Rubel geholt und so konnte Ich Ihr
bischen / Bohnenkaffee und Butterstulle geben und Sie aß und aß und Ich Schaf, Ich dachte, nun wird / Sie
gesund und Ich mußte Ihr Papier und Stift geben und Sie schrieb / noch Ihr Testament: die Lebensmittel für die
rückständige Miete für das Amt, alle andere //
V
Kleinigkeiten sollten Frau Wundram und mir gehören./ Meinen Zettel sollte Ich erst lesen, wenn Sie tot war. Die
Sonne lachte / auf Ihr Bett. Ich hatte Sie auf mein Bett gelagert. All Ihre Lieben hatte Ich / Ihr aufgestellt auf
dem kleinen Tischchen in Reichweite. Sie streichelte / bald einen bald den andern. Die Kirschen blühten so
prachtvoll und / die Pflaumen und die Birken hatten hatten Ihre ersten Blättchen entfaltet. / In
verschwenderischer Fülle hatte ich alle Vasen gefüllt und um Sie / gestellt. Da hatte Sie immer meinen großen
Spiegelscherben / und spielte damit und lachte. Luischen wurde nicht eitel, da bat / Sie mich, Muttchen in
meinem Nähkasten liegt einer kleiner / Spiegel, gib mir den. Ich, nichts böses ahnend, gab Ihn Ihr dann, / mein
Mann war schon im Bett, bittet Sie wieder so sehr. Muttchen geh / doch bitte zu Wundrams sehen, wie es Ihnen
geht. Ich wollte erst morgens / gehen, aber um Sie zu beruhigen, ging Ich, rannte aber schnell zurück. / Sie lag
auch noch ganz ruhig und bat nur noch einmal auf den Stuhl. Da sah Ich wohl die weiße Serviette um den Arm,
dachte / noch immer nichts Böses. Ich schlief die Nacht nicht, hatte abwechselnd mit einem und dem anderen zu
tun. Und Sie war so ruhig. / Um 5 Uhr früh war Sie hellwach und lächelte mich so schön an / Nun ist mir so
leicht. Muttchen wir wollen beten. Ich kniete / nieder und wir sprachen das Gebet. Ich mußte Ihr singen: So
nimm / denn meine Hände! Sie sang noch bischen mit. Ich sag, Luise was ist / Dir, ist Dir nicht gut. Liebes
Muttchen, ganz gut. Ich sah alle meine / Lieben, Mein liebes Jungele. Auch Karl und Siegfried, auch den /
Kleinen, mein Muttchen und alle. Auch Hildegard sah Ich, die ist ja so / glücklich. Und Sie hat den besten Mann,
den es gibt. Grüßen Sie sie alle, wenn / es Ihnen vergönnt ist, Sie mal zu sehen . An Hans - Eberhard glaube ich
hing / Sie mit alle Ihrer großen Liebe. Denn von Ihm weiß ich all ja / die vielen ersten Worte, die nur ein
Omaherz behalten / und verstehen kann, denn junge Mütter freuen sich wohl // sehr darüber, Vergessen dann
aber, denn Sie haben ja / die Kleinen immer um sich und wir Großmütter in der / Ferne denken viel rückwärts,
bis es dann wieder x ein Wiedersehen gibt und neues Liebes u. Gutes. Dann zehren wir wieder / davon. Und wie
ersehnten wir beide ein Wiedersehen mit den / Kindern u. Enkeln herbei. Bei Ihr vergebens, bei mir in einem /
Teil mit Erfolg. Also noch fehlen mir bis jetzt alle Nachrichten / von meinen anderen Kindern, die alle dort in
Ostpreußen / waren, als das große Unglück über uns kam. Liebe / Frau Schulz nun bin ich wieder abgeschweift.
Also am 12. Mai 47 / fünf wars da, lag Sie still lächelnd da. Ich weckte meinen Mann, Papi / Luise glaube Ich
stirbt. Er sprang aus dem Bett, Du bist verrückt. / Sie nickte nur still und dankte Ihm für alles, auch mir und /
schlummerte still hinüber. Ich schrie alle Leute zusammen, holt / mir den Reichel. Er soll Ihr eine Spritze geben,
aber um 6 / Uhr schlief Sie schon fest. Da nahm Ich Ihr diesen Zettel, der an / mich gerichtet war aus der Hand
und laß das Furchtbare: Ich nehme / mir das Leben, wie mein lieber Karl, hatte Sie wohl oft zu mir / gesagt. Da
nahm Ich Ihr das Versprechen ab. Luise tu es nicht. Dann beerdige ich Dich nicht. Und nun war Ich ja froh, dass
Sie es nicht getan / hatte. Der liebe Gott nahm Sie selber zu sich. Um so größer war mein / Entsetzen, als Ich sie
vom Chaiselonge hob. Sie war sehr leicht / denn Ich konnte Sie ganz alleine an die Erde legen, zum Abkühlen /
Da fiel der kleine Spiegel zur Erde. Ich hob ihn auf und sah Blut. Da wickelte Ich Ihr die Serviette vom Arm
und Sie hatte / versucht die Pulsader zu öffnen. Aber Gott sei Dank war wohl / Ihre Kraft zu schwach. Es war
nur ein kleiner Riß, denn nur / ein kleiner Tropfen Blut war an der Serviette. Ich habe Sie / alleine gewaschen
und Ihr all Ihre lieben Sachen angezogen, das Oberhemd Ihres / lieben Jungen, das Sie Ihm noch selber mal in
Berlin gekauft hatte / die Unterhosen Ihres lieben Karl und alles was Ihr lieb und /teuer war. Dann erst holte Ich
Wundrams. Er kam nicht aber Meta. ///
VI
War sehr unglücklich. Und dann habe Ich einen großen / weißen Damastbezug von mir genommen und habe /
sie sehr schön eingenäht. Es war der letzte. Wir / hatten nämlich beide für eine junge Frau der / wir vertrauten,
viele Sachen mit nach Litauen / gegeben, zum Umtausch für Lebensmittel und auch / alles verloren, denn Sie
sagte, Sie wäre geflüchtet / und hätte alles verloren. Erst viel später erfuhr ich, dass / Sie alles für sich selbst
behalten hatte. Dann haben meine / Freundin u. Ich Sie sehr schön geschmückt. Riefen die Nachbarn / und
hielten eine kleine Trauerfeier und wir beide fuhren Sie nach dem Lutherfriedhof, wo auch Ihr lieber / Karl
schläft, hin. Ihr Wunsch war, auf Ihm zu schlafen, aber das kostete 100 Rubel u. die hatten ich nicht. Und selber
durfte Ich es nicht machen. Wundrams kamen / wohl nicht auf den Friedhof, wohl aber die Sachen / holen. Ich
gab, was noch zu geben war. Einiges, was Ich / noch brauchen konnte, behielt ich. Dann hatte er wohl den /
Strick genommen und wollte sich erhängen, aber ein / Russe hatte Ihn abgeschnitten. Ich kam am Pfingst /
heiligenabend vom Friedhof und da sah Ich den Russen- / auflauf und hörte, Wundram wollte sich erhängen. / Ja
der liebe Gott wollte nicht, dass er seine Frau / die mit abgöttlicher Liebe an Ihm hängt, // alleine ließ. Dann
hatten Sie sich doch noch auf- / gerafft u. waren wie so viele nach Litauen / hin und dann hörte Ich, beide waren
dort gestorben. / Aber Sie tauchten im November 47 beide / recht ernährt auf und mußten dann den Kampf /
wieder aufnehmen und haben es auch Gott sei Dank / geschafft. Sie wollte gleich zu Ihnen fahren. Seine Brüder
/ hatten wohl für beide Obdach. Dort soll, glaube Ich, auch / der Sohn sein. Na vielleicht haben Sie sich nun
schon / gemeldet. Grüßen Sie Sie bitte von mir. Dann / schickte Ich. glaube Ich, am 15.5.47 den Abschiedsbrief
Ihrer / lieben Mutter zu Ihnen, aber leider, wie so vieles, / ging auch Er verloren. Keinerlei Post kam an, / nur
von Frau Lieselotte Werner ein Brief, sonst / nichts. Er kam im August 47. Ich habe Ihn beantwortet. / Leider
wird auch Er verloren gegangen sein. Von / mir liebe Frau Schulz ist nicht viel zu schreiben. / Ich schlage mich
so durch, noch haben wir nichts bekommen / noch koche Ich in dem Schüsselchen, das Ich mitbrachte. / Zwei
mal Grün am Tag. Denn die 600 Gramm Hafermehl / für 10 Tage sind nicht viel. 600 Gramm Brot täglich für
zwei / auch nicht. Fett haben wir zweimal in den 6 Monaten / je Kopf, 20 Gramm Butter u. 1 mal 80 Gramm
Fett, das / nur Salzspeck mit der Schwarte durchgedreht da war. / Kein Fett drin. Nun liebe Frau Schulz schließe
Ich / und grüße Ich Sie und die lieben Ihrigen recht herzlich. Ihre Anna Krüger und A. Krüger.
63
Ruppertsgrün d. 10.6.48.
Meine Liebe Frau Schulz.
Endlich komme ich dazu Ihnen die angekündigten / Photos zu zu senden. Ich hatte viel zu stricken und / wenn
man ei paar Kartoffeln für die viele Arbeit / kriegt, uns ist doch wieder etwas geholfen. Bezahlen kann / man es
nicht nennen, aber was tut man nicht / alles. Handarbeit wird, und wurde stets am aller / wenigsten bezahlt.
Liebe Frau Schulz diese sind die / paar Photos, die Ihre liebe Mutter noch hatte und ich / will nun versuchen, sie
Ihnen zu vermitteln. Vielleicht / haben Sie die gleichen. Aber Muttchen in Ihrer besten / Jugendzeit soll dem
Hans-Eberhard gehören. So lieb sehen sie aus. Und so lieb sah sie auch aus, wenn wir über unsere / Kinder
sprachen. Lange habe ich auch mit mir gekämpft, ob ich / Ihnen die letzten lieben Worte, die an mich gerichtet /
waren, übersenden soll, wie oft Ich sie gelesen zeugen / die Spuren. Aber Ich will Sie Ihnen übermitteln. / denn
die letzten Worte an Sie alle sind ja leider verloren gegangen. Und ich glaube, wenn auch schon sehr ange- /
griffen, so wird Ihnen das Stückchen Papier, dass Ich / Muttchen aus ihrer erkalteten Hand nahm, mehr über /
alles andre sagen, Wie lieb wir beide uns hatten / und dass ich nicht früher wissen sollte, was Sie mir // antun
wollte. Aber seien Sie ruhig und Ich kann / Ihnen mit guten Gewissen sagen. Es blieb beim Wollen. / Denn der
liebe Gott schloß Ihre Augen alleine. / Durch meinen Mann und meine liebe Freundin / erfuhr ich, dann, dass
die Qual des Hungers nach solchem / grauenhaften Durchfall ein entsetzlicher ist, und mit / nichts zu stillen. Ich
selbst war ja nie so in dem Maaß / krank, dass Ich es nicht wissen konnte, denn hätte Ich / doch wohl noch
mehr versucht, Abhilfe zu schaffen, aber der / liebe Gott hatte es wohl doch anders beschlossen. Wie hat sich
die / Ärmste gefreut auf alle, alle und alles Hoffen mit / Ihren Lieben wieder vereint zu sein. Schlug Ihr fehl, ja
Sie haben schon recht, die Schuld die dort an uns mit Unrecht getilgt / werden sollte, schreit gen Himmel und
einmal wird auch die Stunde kommen, da dieses vergolten wird. Denn / so viel Sünde kann nicht ungestraft
bleiben, denn was / wir alle dort. Und Ihr Lieben hier durchgemacht haben, kann / ja nicht so stillschweigend
übergangen werden. Nun hoffe Ich, dass inzwischen Frau Wundram bei Ihnen war, denn Sie sprach davon, dass
Sie persönlich zu Ihnen hinfahren wollte. / Ich glaube, Sie sollten bei einem Bruder Ihres Mannes in oder / bei
Berlin unterkommen. Und dann wollte Sie zu Ihnen. Nun / liebe Frau Schulz sollten Sie noch etwas gerne
wissen wollen, So / schreiben Sie bitte. Und so gut ich kann, werde Ich antworten. / Nun hoffen wir ja auch bald
etwas bessere Kost zu haben. Denn/ Ich hoffe doch, dass Ich recht viele Ähren lesen kann. Aber es soll / auch
von Jahr zu Jahr schlechter werden. Denn die Not wird immer / größer und die Menschen hier noch bald ärmer,
als vorher und die / Bauern geizig bis zum Letzten, Sie backen nicht nur am Sonnabend / Ihren guten Kuchen,
sondern auch noch in der dritten Woche und tragen
II
Ihren Stolz zur Schau, da habe ich schon / einer Bäurin gesagt. Bitte decken / Sie Ihre Kuchen zu, denn Ich
kanns / sehen, aber Kinder stehen mit / hungrigen Augen und man möchte / schreien vor Wut wenn man vor
soviel Unverstand steht. Bei uns / in Ostpreußen hätte das nicht sein / dürfen. Da hätte ich der Frau den Kuchen
entrissen und hätte Ihn für / die Kinder verteilt. Also hier sind wir / nur Geduldete. Und so schön es auch / in
der Natur oist. So schwarz sind die / Herzen der Menschen. Die lassen / lieber alles umkommen, ehe Sie einem
Kinde etwas geben. Einen / Wunsch hätte ich nur, dass einmal der / Spieß gedreht werde und Sie dem / Feind,
den Sie hier Freund nennen / so erleben möchten, wie wir. / 3 Jahre möchte ich Ihnen schenken. Nur 2 Monate.
Dann hätten Sie bestimmt / gerade genug. Und wären von dem R. geheilt, dem Sie hier anbeten. //.
Liebe Frau Schulz wollten Sie / noch wissen, wie der Transport vor / sich ging. Ja im Großem Ganzen nicht /
gerade schlecht. Bis zur Bahn wurden / wir mit Russinnen gefahren. Dort gab es, wer Rubel hatte, alles frei zu /
kaufen zu essen, zu trinken und anzug- / ziehen, wer keine hatte nun wie wir, / der hatte schon nichts. Dann
wurden / wir in Viehwagen verladen. 40 Personen, / ein Waggon. Einige Wagen waren / schon mit
Schlafpritschen aber wir hatten / das Glück nicht. Ein kleiner Kanonenofen / spendete Wärme. Wenn man
Glück hatte, / bekam man Kohlen u. Holz, wenn nicht hat man sich welches beschafft. Es ging / am
Ostererstfeiertag morgens 7 Uhr los und / am 3. Donnerstag waren wir in Pasewalk, wo die erste Quarantäne
war. Unser / Transport hatte nur einen Toten 2500 Mann stark und nur 200 Personen mit Läuse / das durch
ernährungs- gemäß nicht so schlecht.,/ das war sehr gut. Dann wurden wir ü. / Berlin, Leipzig nach Dresden
gebracht. Dort blieben wir 14 Tage u. dort alle verheilt. /Nun liebe Frau Schulz Ihnen und ihren / lieben Ihre
Anna Krüger. Einen / Umschlag dürfen Sie bitte nicht schicken / ich habe noch den damaligen.
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Ruppertsgrün d. 21.6.48
Liebe Frau Schulz! Heute habe Ich eine große Bitte: / habe heute erst erfahren, daß meine liebe Schwester / mit
ihrem Mann noch in Ostpreußen ist. Als / wir Königsberg verlassen haben, wurde uns / alles Geschriebene
abgenommen unter anderem / auch meines Neffen Adresse. Die letzte Anschrift / war aus Eckkernförde Kreis
Kiel. Nun bitte Ich / Sie, auf dem Einwohner Melde - Amt anzufragen, / ob er sich dort noch aufhält., denn ich
habe die / Anschrift gänzlich vergessen. Ich möchte ihm / so gerne schreiben, denn der eine einzige / Brief, den
meine Schwester erhielt, war / eine einzige Klage, daß er keine Post / von den Eltern bekäme. Und sie haben /
sehr viel geschrieben. Hoffentlich ist er noch / dort und ich kann ihm mitteilen,, daß seine lieben Eltern leben
und noch / dort sind. Mit herzlichem Dank im / Vorraus grüßt Sie bestens Ihre A. Krüger.
65
.
(über Kopf am Anfang des Briefes):Liebe Frau Schulz vieles werden Sie / raten müssen, aber Ich glaube / sie
werden … … / Sie wissen wollen, aus …
Feldtpostbrief. An Frau Hildegard Schulz (24b) Eckernförde Am Mühlenberg 4
Germany. Schleswiger Landstr. 78.
Absender: Hans Wundram, Meißen in Sa. Rote Gasse 43. Deutsches Wohnheim Haus 4.
Meißen d. 26.VI. 48
Sehr geehrte Frau Schulz!
Da meine Frau kränklich ist, die Folge von Unterernährung, auch hier hungern wir, da die Kartoffeln und das
Brot fehlen, möchten wir gerne wissen, ob der an sie gerichtete Brief nicht in Ihre Hände gelangt ist, da wir
keine Antwort erhalten haben. Wir sind ja so mit dem Schicksal Ihrer Frau Mutter verbunden, daß wir auf ein
paar Zeilen hofften. Hier in Sachsen ist das Leben die Ernährung betreffend sehr schwer und kann man von 50
Mk., die wir monatlich von der Fürsorge bekommen, das wenige auf Karten kaufen. Nun kam noch die
Währungsreform, und muß man warten, was noch geschehen wird, wir haben ja nichts zu verlieren, erwarten
und erhofften nur noch unseren Jungen aus der r. Gefangenschaft. Also schreiben Sie bitte paar Zeilen an uns.
Bitte einen Gruß an Ihren Gatten auszurichten. Es grüßt herzlichst auch von meiner Frau Ihr Hans Wundram.
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Postkarte: Absender: Hans Wundram,/ ( 10 a) Meißen in Schs / Rote Garre 43./ deutsche Wohnheim
An Frau Hildegard Schulz ( 24 b ) Eckernförde / Am Mühlenberg 4 / Schleswiger Landstr. 78. ( abgestempelt in
Meißen, sowiettische Besatzungszone
Meißen d. 11. VII. 48 / Verehrte Frau Schulz. / Meine Frau bat mich, nochein- / mal zu versuchen mit Ihnen in /
Verbindung zu treten, da wir auf / unseren Brief im April keine / Antwort erhalten haben. Meine Frau ist leider
kränklich, alles Folgen der Unterernährung / in Königsberg. Sollte die Karte / Sie erreichen, sind wir gerne bereit
/ Ihnen nähere Einzelheiten über / unsre liebe verstorbene Freundin / ihre Frau Mutter , mitzuteilen // Wir
versuchen hier un- / ser Leben wieder auf- / zu bauen, leider sind / wir in der ernährungs- / mäßig schlechtesten /
Gegend und hungern / uns so langsam / durch, wir hatten uns / Deutschland doch anders / vorgestellt. Es grüßt
Sie / und Ihre Familie
( ergänzt über Kopf: ) Sehr liebe Frau Schulz! Leider bin ich sehr Schwach u. erlaube mir nur einen kurzen
lieben Gruß zu senden. Ihre Meta Wundram.
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Ruppertsgrün d. 5.11.48
Meine liebe Frau Schulz!
Vor mir liegen Ihre lieben Briefe und Ich frage / mich wieder: Warum gaben Sie mir keine Nachricht / mehr. Es
hätte eine Karte genügt. Denn Ich will doch nicht /hoffen, dass das kleine Päckchen mit Photos, das Ich von
Plauen per Einschreiben abschickte, nicht in Ihre lieben / Hände gelangte. Ich hatte das letzte von der lieben /
Mutter Werner, Ihre letzten lieben Zeilen an mich / bei gelegt. Nach ungefähr 4 Wochen darauf fragte Ich / auf
einer Karte an und beantwortete dann auch / den Brief vom 20.6.48. Aber bisher keine Nachricht. So / sage ich
mir, vielleicht konnte Ihr lieber Gatte Sie und / die lieben Kinder früher zu sich holen und dadurch / ist die Post
verloren gegangen. Sollten nun / diese Zeilen an Sie gelangen, So will Ich Ihnen / liebe Frau Schulz schreiben,
wie es uns hier in / dem armen Voigtlande geht. Denn Ich habe einen / sehr harten Sommer hinter mir für 540
harte / Erntestunden. 96 M. und ein karges fettloses Essen. / Das war eine Enttäuschung aber was soll man /
machen, man mußte doch arbeiten, um zu / leben. Ihren lieben zweiten Brief beantworte / Ich noch mal, sobald
Ich Nachricht habe, dass Sie meine / Briefe erhalten haben. Im September erreicht / mich die freudige
Nachricht, daß meine beiden / lieben Schwestern nun auch hier in D. / sind. Herbertchens Eltern in Thüringen,
nah der / englischen Grenze, Die jüngste hat mich besucht / war 14 Tage bei mir u. wohnt in Sebnitz. Leider /
Ihren lieben Mann hat Sie auch verloren, Ihr einziger Sohn ist aus r. Gefangenschaft heim- / gekehrt u. wird Sie
demnächst besuchen. Von / meinen beiden andern Töchtern mit Ihren / Kindern weiß Ich noch immer nichts.
Vielleicht noch dort, vielleicht auch gar tot. Paulachen weiß, trotz allem / Forschen auch noch nichts von Ihrem
lieben Mann. / Ja, liebe Fraui Schulz Ich hatte Ihnen wohl damals / als Ich Herbertchens Brief bekam gleich
gedankt, oder / sollten Sie nichts von mir durch bekommen haben / so danke Ich Ihnen noch jetzt nachträglich,
denn Ich // konnte doch meinen lieben Angehörigen gleich / Nachricht geben. Aber Herbertchen ist ja jetzt in
Dortmund, / um ganz in der Nähe meiner dritten Schwester, / die war in Rüher in S. u. fand Ihren Mann in /
Herne und machte schwarz mit Ihren drei Kindern / rüber und gelangte in 3 Tagen dort an. Es geht Ihnen gut. /
Sie hat mir schon 3 P. geschickt. Aber nun bin Ich auch / seit 3 W. ohne Nachricht. Ich glaube es ist nicht nur
Zonen- / sperre, sondern auch Postsperre, sehr traurig für / uns, denn da wir 4 Schw. Uns nun gefunden /haben,
müßte man sich so gern öfters schreiben / und Gedanken austauschen. Ende Nov. fahre Ich für 10 / Tage nach
der Uckermark zu meiner Tochter. Wir / bekommen keine Zuzugsgenehmigung nch hier / in das arme Vogtl.
Will Ich Sie nicht erst herschleppen. / Denn das wäre ja schade. Paulchen muß sich auch / arg plagen, zumal
Sie auf dem Lande bleiben / will, denn Sie bekommt nicht mal die 20 M. Rente / für das Kind, da der
Schwiegersohn Standesbeamter war. / Sie könnte ja da noch eine Eingabe machen, aber dazu / ist Sie zu stolz.
Abgelehnt ist abgelehnt, sagt Sie und / wenn Pappi noch einmal kommt, will Ich stolz sagen / können, ein Kind
starb mir und das zweit gebe Ich dir / wenigstens gesund u. wohl wieder. Sie sehen auch alle / beide gut aus.
Sie arbeitet nur bei einem Bauern und / und das Kind hilft schon mit, was Sie kann und hat dort / auch Ihr
vollständiges gutes Essen. So bleibt Ihr manches , / was sie verkaufen kann u. davon leben Sie und / schlagen
sich schlecht u. recht tapfer durchs Leben. / Ich selbst hätte Ihr wahrlich ein besseres Los gewünscht, / denn Sie
war mir immer ein gutes Kind. / Wie oft sprachen wir mit Muttchen von unseren/ lieben Kindern, und mit
großer Wehmut gedenke / Ich an Sie, denn wir haben uns so gut ver- / standen. Totensonntag naht. Ich pflege
hier auf / dem Friedhof einige verwilderte Gräber und verwende / viel Liebe dazu, denn Ich gedenke jener
verlassenen / in unserer lieben Heimat. Ja es gibt wohl selten einen Menschen, der noch so lebhaft u. mit / so
viel Schmerz an jene dort zurück denkt, / wie ich. Mein Mann hat viel zu schelten, / denn Ich verstecke wohl
viel in mir, aber / immer geht es auch nicht. Ach wie vielen hätte Ich / doch so gern geholfen u. war selbst zu
hilfsbedürftig. / Ihnen u. Ihren liebe Kindern hätte Ich bestimmt die liebe / Mutter u. Omi erhalten mögen u. war
doch mutlos. / Jetzt mußten hier aus R. 4 Familien nach d. Memelland / zurück. Sie bekamen keine Karten mehr
u. mußten fort. / Ich gehe nicht früher, als bis Familie R. fort ist. Nun liebe Frau Schulz entschuldigen Sie die
flüchtige Schrift. Muß eilen, denn viele Briefschulden haben sich angesammelt. //.
(auf dem “Kopf” am untern Rand der 1. Seite): Mein Mann hat sich besser erholt als Ich. Er ist bald stark wie
1944 in K.
(m am oberen Rand, ebenfalls über kopf): Nun liebe Frau Schulz Gott befohlen seinen Sie u. die lieben Ihrigen
alle, recht herzlich gegrüßt von Fr. Anna Krüger.
Sollte Ich Nachricht erhalten, schicke Ich Ihnen den Absendeschein
Von Plauen.
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Zwei Postkarten aus der DDR. Aufgegeben in Reichenbach Land.
Frau Hildegard Schulz (17a)Weinheim / Bergstr. Obergasse 20.
Abs.: A. Krüger Ruppertsgrün 29b ( … ) (10 b) Reichenbach Land.//
Glaubitz b. Riesa!
Liebe Frau Schulz, wie Sie aus meinem / Schreiben ersehen: Befinde Ich mich endlich / auf Reisen, um zu
sehen, wo die / mir verbliebenen Kinder u. Enkel sind. / Nun helfen kann Ich Ihnen ja auch nicht, / aber jetzt
weiß ich nun mit was für / Menschen Sie Umgang haben u. nun / bin Ich beruhigt. Gottes Hand hat alle wun- /
derbar geführt, so dass Sie es besser haben / wie Ich und das freut mich sehr. Sie / alle haben zu essen, wenn Sie
auch sonst / alle Mühe haben aber heute ist das / ja die Hauptsache: das Essen. Zwei / Töchter mit Ihren
Kindern sind noch / in Rußland, aber es wurde mir / gesagt, dass Sie nun auch bald kommen / und das ist mir
schon Wiedersehensfreude // genug. Mein Neffe Herbert / war ja damals so glücklich, dass / er meine Ad.
durch Sie liebe / Frau Schulz erhalten hatte. So fand / er schnell durch mich meine andere / Schwester in Hanau
u. machte gleich in Ihre Nähe u. nun ist er glücklich / mit seinen lieben Eltern Weihnachten / gemeinsam zu
feiern, denn er hat / Sie als Sie im Oktober ankamen gleich / rüber geholt und schrieb mir sehr / dankbar.
Nun meine liebe Frau Sch. Ihnen und den Ihren / viel Glück im neuen Jahr.
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( Auf einen gelbbraunen Umschlag mit einem Stempel mit dem Reichsadler mit Hakenkreuz: Amtshauptmann
……. Zwidau.)
Liebe Frau Schulz Im Notwinter 46 - 47 hatte Ich ein / Lied der Ostpreuß…. / gedichtet. Muttchen u. Ich
haben es sehr / viel gesungen. Muttchen wollte es Ihnen zuschicken. Es hatte . 6 Verse. Dann sagte / Sie wissen
meine Lieder alles. Dann setzte / die Verfolgung der Verfasser / aller Lieder ein und Ich konnte Muttchens /
Abschrift nirgends finden, hat Sie etwas / damals doch was an Sie abgeschickt. Ich selbst / kam nicht ins
Gefängnis Aber viele, die die / Lieder gesungen haben. sitzen noch dort. Dichten Ja es wusste, / niemand wer
der Verfasser war. …. … nur eine von vielen schwer / geprüften deutschen Mütter.
Liebe Frau / Schulz schreiben Sie / mir bitte, wie das / große Bild ankam / Ich glaube, das wird schwer /
leiden, denn es ließ sich / schwer einwickeln.
69
Selbst gebe mir Schuld, dass ich nicht / früher war und noch mehr gehadert hätte / vielleicht hätte Ich es doch
geschafft, Sie ins / Reich zu bringen. Sie wäre bestimmt / damals im Mai 47 von der Gethower/ straße mit
gekommen, da wurden Pässe ausgestellt durch die zentrale Miliz von einem deutschen Arzt, der / Richter , das
war die kleine Photographie / eine davon gab Ihnen Meta Wundram / und die gefundenen Papiere hatte ich
auch dazu / besorgt. Ich selbst kam damals nicht in Frage, denn mein Mann arbeitete damals noch / iund bekam
keine Entlassung. Aber für Muttchen hatte Ich noch alles besorgt. Da kam dann dieses Furchtbare, dass Ich
Ihnen auf meinem andern Bogen schildern will. / Meine Meinung ist, dass Muttchen bestimmt jetzt bei / Ihnen
wär, wenn Sie nicht so vielen von sich gegeben / hätte und die sitzen jetzt im Reich und Sie selbst // an an
erster Stelle setze Ich die Familie Wundram. Frau Meta nicht, Sie war / Ihrer lieben Mutter eine nahe
Schwester, / aber Er war früher Kavalier vom Scheitel / bis zur Sohle und ist jetzt in Eg.. Genau / wie früher
Kavalier, denn wo er nur / konnte nutzt Er Gutmütigkeit aus. Und / wenn Ich Muttchen was gab, so war Ich
auch / sicher, dass Sie mindestens die Hälfte davon / für Wundrams trug. Und zu Frau Nehberg, die es bestimmt
nicht nötig hatte, denn Sie hatte Ihre Schwester die mit Ihrem Töchtern / gute Beschäftigung hatte und es auch
schaffte / ins Reich und als Muttchen nicht …. Ihre Schwester verhungern ließ. Die / blieb auch auf der Straße,
und da waren / noch mehre. Unter andern die Senta / Döring starb auch bald nach Muttchen. //
Diesen Zettel lege ich bei, wenn jemand den Brief liest, den es angeht bitte nicht geben. Ich will nicht kränken ^
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